Sie wich seinem Blick aus und versteckte ihr Gesicht hinter ihren Haaren. Es tat weh ihn anzusehen denn sie wusste das sie daran schuld war das er Schmerzen hatte, egal was er dazu sagte.
Sie hätte ihn so gerne angefasst aber ihre Hände waren voller Blut und tränen, zudem hatte der Kerl sie angefasst und sie fühlte sich als hätte jemand Gift über sie geschüttet.
Hastig schüttelte sie den Kopf denn sie wollte nicht wieder weinen. Gordian ging es sicherlich viel schlechter als ihr.
Ich bin schuld daran. An allem. Wenn ich nicht aus dem Haus gegangen wär, wenn ich mich besser gewehrt hätte, wenn ich dich nicht so nach hilfe suchend angesehen hätte...wär das alles nicht passiert....Du hattest recht...Es war schlecht sich zu verlieben...ich wollte nie das du Schmerzen erleiden musst. Sie biss sich auf die Lippe und versuchte ihre Stimme davon abzuhalten zu brechen.
Es tut mir so leid...

Er hielt die Luft an und biss sich auf die Lippe. Was hatte er nur getan? Jetzt hatte er ihr die Schuld gegeben.. Obwohl er das nicht wollte. Alles machte er falsch. Jeden verletzte er. Am Ende nicht nur sich selber, sondern gerade sie. Obwohl es sie eigentlich am wenigsten hätte treffen sollen. Es zerbrach ihn als er ihre Stimme hörte, die kurz davor war zu brechen. Ihre zarte Stimme. Könnte er sich jetzt schmerzfrei bewegen, hätte er sich selbst verprügelt. Dann hätte er sich selber in die Hölle geschickt und wieder rausgeholt nur um sich selber wieder hinein zuschicken.
Er hielt noch immer die Luft an.
Warum eigentlich, er brauchte doch gar keine Luft? Trotzdem tat es gut, als er in einem rasselnden Geräusch wieder Sauerstoff in seine Lunge strömen ließ. Dann drehte er sich zu ihr um, so gut es ging, und sah ihr in die Augen. Er konnte nicht verstecken dass er verletzt war, aber er konnte auch nicht zulassen dass sie sich schuldig fühlte.
Es ist nun mal passiert ... Und .. es könnte jedermanns Schuld sein.. Nicht nur deine... Nicht nur Nights... Vor allem ich. Du sagtest dein Blick als du Hilfe brauchtest? Den werde ich niemals mehr vergessen. Den kann ich nicht vergessen. Ich kann dich nicht leiden sehen.. Es ist als ob ich leiden würde.. Er holte kurz Luft um weiter reden zu können, da seine Lungen ihm schmerzten.
Jeder Schmerz den du spürst spüre ich mit. Weil ich ihn verhindern kann, ich könnte.. ich könnte dich so beschützen dass dir niemals etwas passieren könnte, aber das habe ich nicht.. Und aus diesem Grund tut es mir genauso, wenn nicht sogar mehr weh wenn du Schmerzen, Angst, Furcht hast oder einfach nur leidest...
Seine Stimme versagte und er musste die Augen schließen um sich wieder zu konzentrieren.

Sie hörte ihm die ganze Zeit mit gesenkten Blick zu. Wie konnte er sagen das es nicht ihre Schuld war? es war allein ihre Schuld gewesen. Sag sowas nicht. hauchte sie leise und schüttelte den Kopf. Mein Leben ist niemals so wichtig wie deines. Ich bin vergänglich und leicht verwundbar, du darfst dich nicht dafür verantwortlich fühlen oder zu sehr mit mir empfinden.
Sie wandte den Blick wieder ab und atmete tief durch.
Wenn ich sehe wie starke Schmerzen du hast...fühlt es sich an als würde ich innerlich sterben. Und ich dachte ich wär innerlich schon längst tot. sie lachte, jedoch war es nicht lustig gemeint.
Ich habe gelernt Schmerzen zu verdrängen und mich selbst hinter andere zu stellen, einfach nichts mehr zu empfinden aber...wenn ich in deiner Nähe bin...schaff ich es nicht mehr meine Gefühle zu verdrängen. Wenn ich in deine Augen sehe will ich dir alles erzählen, einfach jedes Gefühl raus lassen...aber ich habe auch Angst davor. Angst davor dich zu verlieren, Angst das ich verletzt werde oder das du dich gegen mich entscheidest.
Sie blickte wieder zu ihm und sah ihn durch die Tränen die sich in ihren Augen sammelten an.
Du musst nicht bei mir bleiben nur weil ich dich liebe, nur weil ich schwach bin und auf Hilfe angewiesen bin. Ich will nicht das du wegen mir Probleme hast...Mach bitte nur das was für dich gut ist...Ich...überlebe auch so... möglicherweise.
Sie wollte ihn so sehr anfassen, sich an ihn schmiegen und sich bei ihm ausheulen aber sie war es gar nicht wert.

Er schloss die Augen und lehnte den Kopf ein wenig nach hinten. Soweit, dass es nicht ganz so wehtat. So sehr, sodass er sie wunderbar hören konnte und sie bei sich spürte. Er hörte sie an und nahm auf was sie sagte. Sie hielt sich nicht zum ersten Mal für minderwertig. Für nichts, für Luft. Und er hasste es. Sie könnte heimlich die Königin der Welt sein oder auch nur so weit reich wie sie es gerade war. Es machte keinen Unterschied für ihn.. Sie Konnte menschlich, himmlisch, dämonisch oder auch einfach unsterblich sein. Es machte keinen Unterschied. Er liebte sie einfach nur so sehr...
Aber Menschlichkeit hieß Sterblichkeit.
Er würde sie eh irgendwann verlieren...
Tu mir nur einen Gefallen .. Hör nicht auf zu reden ... rede, sag etwas, schenk mir einfach nur den Klang deiner Stimme... Du bist millionen Mal mehr wert als ich.. unendlich mal mehr... Und du darfst .. mir jetzt nicht wiedersprechen ... Ich hab Schmerzen, wie du schon gesagt hast ... aber ginge es um dein zartes Leben, das man so einfach auslöschen kann.. würde ich der kräftigste, der stärkste, der wendigste und schnellste, ganz einfach der unbesiegbarste Vampir der Welt sein.. Und gerade ging es um dich .. dein Leben, und ich war es nicht ... ich hab versagt, und es ist meine Schuld ... ich habe dich alleine zu Hause gelassen, habe erst wie blöd hier rumgestanden als du ... verg..ewaltigt .. wurdest ... du wurdest von einem fremden Mann angefasst und ... und so ... Er musste sich beherrschen bei der Erinnerung.
Es ist einfach nur meine Schuld und eben weil ich dazu verdammt bin unsterblich zu sein, verdiene ich es gerade diese Schmerzen zu haben ... weil ich in dieser scheiß Strafe noch nicht mals etwas gutes getan habe und dir geholfen ..
Er schloss die Augen und tastete nach ihrer Hand.
Nyra ... komm zu mir ...

Sie sah ihn die ganze zeit schweigend an und konnte irgendwann die Tränen einfach nicht mehr zurückhalten. Alles was er sagte..es brach ihr das Herz. Zitternd lehnte sie ihre Stirn gegen seine, wodurch ihre Tränen auf seine Wangen fielen. Ich hab solche Angst Gordi...flüsterte sie leise und mit zitternder Stimme. Solche Angst dich zu verlieren...solche Angst vor dem Tot...
Ihr ständiges Minderwertigkeits Gefühl schob sie zur Seite. Für sich selbst war ihr Leben nichts wert aber in diesem Moment vergaß sie das einfach. Sie wollte ihn nur bei sich spüren und ihn nie wieder, an nichts auf dieser Welt hergeben oder jemals gegen irgendetwas eintauschen.
Als er nach ihren Händen greifen wollte gab sie ihm diese nur zögerlich. Meine Hände sind dreckig...

Er seufzte als er ihre Stirn spürte und suchte nach ihren weichen, zarten Lippen. Er nahm ihre Hände fest in seine und verknotete seine Finger mit ihren. Es war ihm so egal ob sie sauber oder dreckig war, er liebte sie einfach, was spielte da die Rolle ihrer Sauberkeit nach ... einer Vergewaltigung?
Er spürte ihre Tränen auf seiner Wange und sah dann in ihre leicht verquollenen Augen. Sie waren noch immer die schönsten auf dieser Welt. Das würden sie für immer sein, waren sie schon immer gewesen...
Der Tot .. ist etwas .. das erlöst .. von den Qualen des Lebens... Von dem Verlangen etwas zu erreichen, das es niemals geben wird ... von dem Verlangen, eins mit der Person zu sein die man über alles liebt, denn man kann nicht verschmelzen. Davon erlöst der Tot, Nyra, er erlöst uns davon auf etwas zuzurennen, was es nicht gibt und nie geben wird ... Du brauchst keine Angst davor zu haben ... Er schluckte, als er spürte dass ihm gerade selber ein paar Tränen hoch stiegen.
Du wirst mich nicht verlieren... ich werde für immer dir gehören, denn in den vielen Jahren die ich noch zu leben habe, wird es nie ein Mädchen geben .. das mich an dich erinnern kann ... Er seufzte leicht.
Der jenige, der etwas verlieren wird .. bin ich ... ich werde dich jeden Tag Stück für Stück mehr verlieren, weil ich dich jeden Tag mehr lieben werde .. Und wenn ... es ... soweit ist ... wirst du weg sein ... und ich werde dich begleiten ... zurück bleiben wird nur mein Körper, auf der Suche nach deiner Gestalt auf Erden.
Er lächelte sie traurig an und hob den Kopf um sie sanft zu küssen, um ihre warmen Lippen zu spüren.

Als er weiter sprach weinte sie mehr und konnte nicht mehr damit aufhören.
Nein..ich will mir das nicht vorstellen. Sie schluchzte auf. Jemals von dir getrennt zu sein...zu altern während du es nicht tust...Sie schüttelte den Kopf und schlang die Arme um ihn. Ich kann das nicht...
Wieso war sie nur ein Engel und kein Vampir? Als Engel lebte sie auch lange, länger als Menschen es jemals könnten. Aber sie war nicht unsterblich...nicht wie er.
Ob Engel auch unsterblich werden konnten?
Sie beschloss ihn irgendwann danach zu fragen obwohl es so klang als würde er die Unsterblichkeit hassen. Um für immer bei ihm sein zu können, würde sie dies in kauf nehmen.
Seine Lippen berührten ihre und sie küsste ihn so liebevoll wie sie es in diesem Moment konnte.
Niemals würde sie jemand anderen so küssen wie sie ihn küsste denn sie liebte nur ihn und das würde sich niemals ändern.

Er erwiderte den Kuss leise sanft und innig, während er noch immer mit ihren Händen in seinen ihre Rücken rauf und runter fuhr. Berührungen mit ihr waren für ihn immer noch das schönste. Nichts konnte seine Schmerzen mehr heilen als ihre Lippen auf seinen. Doch er drückte sie leicht weg, sodass er seine Jacke ausziehen konnte und sie ihr gab. Er hatte Angst dass sie frieren konnte und dass es wegen ihm so war.
Schließlich sah er sie an und legte dann seinen Kopf an ihre Brust. Nyra ... Wenn du ... Er überlegte wie er es ausdrücken konnte. Wenn du irgendwann .. altern solltest ... also .. naja ... altern eben ... er schämte sich leicht weil er nicht daran gewöhnt war dieses Wort auszusprechen, Also .. wenn es dann soweit ist .. Könnte ich .. Dich bei mir bleiben ... lassen.. Er kniff die Augen zusammen.
Würde er das wirklich tun können? Ihr so etwas schlimmes antun nur damit er nicht leiden musste?
Wie eigensüchtig .. das doch nur war..
Nein, er würde ihr soetwas nicht antun können.
Vergiss es, ich kann und werde .. sowas nicht tun.. ich kann dir sowas nicht antun ... nur damit ich .. nicht alleine bleibe.
Er schluckte leicht. Er sah ihre Tränen, die noch immer ihre weichen Wangen hinab kullerten und wischte sie mit seinen Handrücken weg. Wie sehr er dieses Mädchen nur liebte... Mehr als er es für möglich gehalten hätte.. Und er würde sie jeden Tag mehr lieben..
Ich kann es nicht tun, auch wenn ich dich mit jeden Tag mehr verlieren werde.. Jeden Tag wirst du mehr meine sein, jeden Tag mehr .. Liebe ... Und damit jeden Tag auch mehr Schmerz...

Gordian...Sie sah ihn verletzt an und schüttelte den Kopf. ich..nein...ich muss das anders Formulieren...Du meinst du könntest dafür sorgen das ich auch unsterblich werde....das ich auch ein Vampir werde...nicht?
Sie wartete nicht auf seine Antwort sondern redete einfach weiter. Du willst es nicht...warum? Weil es schrecklich ist unsterblich zu sein? Vampire sind gar nicht so unsterblich...Sie schloss die Augen und schüttelte den Kopf. Sie lächelte obwohl ihr nicht danach zumute war.
Ich weiß nicht wie es ist für immer leben zu können, deswegen mag das lächerlich klingen aber...wenn ich unsterblich wär...würde es mir nichts ausmachen...weil ich dann für immer bei dir wär. Oder ist es das was du nicht willst? fragte sie dann ohne das sie die Antwort wissen wollte.

Sie schüttelte den Kopf. Wenn ich unsterblich wär...müsstest du dir aber auch keine Sorgen um mich machen...immerhin wäre ich dann unsterblich. Sie beschloss jedoch nicht weiter gegen ihn anzusprechen, er würde nur wütend werden. Kannst du aufstehen? Ich sehe keine offenen Wunden..aber hast du noch starke schmerzen?

Sie sah ihn besorgt an und strich mit den Händen über seinen Körper. Oh Gott..wenn ich nur irgendetwas tun könnte...kurz darauf schlug sie sich die Hand vor die Stirn und schüttelte den Kopf. Bin ich dumm...Sie legte ihre Hände aufeinander auf seine Brust und schloss die Augen. Sie versuchte sich zu konzentrieren um seinen Schmerz zu lindern. Ganz würde sie ihn nicht Heilen können aber immerhin etwas.

Vergessen das ich im Grunde genommen ein Engel bin? lächelte sie und küsste seine Wange. Tut es immer noch sehr weh? Ich kann nicht sehr gut heilen...und ich weiß wie schlimm gerade Schmerzen im Rücken sind.

Ich weiß ich...entschuldige. Sie schüttelte den Kopf. Es kommt einfach zu viel hoch...weist du wie sehr es wehtut wenn dir bei vollen Bewusstsein die Knochen ausgerissen werden?

Sie nickte leicht...und ließ die Jacke die Gordian ihr gegeben hatte unter ihre Narben sinken.
Ihr Rücken tat weh nur wenn sie daran dachte aber sie wollte das Gordian wusste wie sie in ihrer wahren Gestalt aussah. Leicht zögernd ließ sie ihre Flügel, oder das was davon übrig war, erscheinen.
Sie waren schwarz wie alle Flügel von gefallenen, zerfetzt und Blutverschmiert.

Sie sah ihn ungläubig an und schüttelte nu verständnislos den Kopf. Sie sind grauenvoll...sie waren schön...aber jetzt sind sie nur noch zwei Fetzten aus Federn und Knochen.

Sie schloss seufzend die Augen als er über ihre Flügel strich. Deine Hände sind so schön kühl...hauchte sie zufrieden und sah ihn lächelnd an. Meine Flügel erzählen aber keine schöne Geschichte. Leicht lachend schüttelte sie den Kopf. Können wir nach hause gehen?