Er nahm ihre Hand in ihre und küsste sie sanft.
Er legte den Kopf zurück und genoss ihre Berührung so sehr, es stimmte ihn so glücklich dass sie bei ihm war und ihn so akzeptierte.
Ich bin ... in ein paar Monaten 324 Jahre alt.
Er seufzte. 324 Jahre wandelte er schon auf Erden. Und es gab bisher doch kaum etwas schönes.
Kaum etwas.. bis auf Arris. Wenn er sie ansah, war es als ob er all die Jahre nur auf diesen Moment gewartet hätte. Und dafür lohnte es sich sicherlich.

Sie sah ihn mit großen und ungläubigen augen an. 3-324 Jahre....wow....Sie schüttelte den Kopf udn drückte seine Hand.
Erzählst du mir von früher? sie wusste nicht ob er das wollte aber sie interesierte sich für früher, gerade für seine Vergangenheit. Hattest du schonmal....eine lange Beziehung?

Er blickte sie an und ließ sich einen Moment nicht ansehen was in ihm vorging. Das war seine Vergangenheit. Das war der Teil der ihn ausmachte. Er konnte verstehen dass sie das wissen wollte, aber was sollte er ihr erzählen.
Ich hatte schonmal längere Beziehugen, ja. Ich war auch schon verheiratet. Dreimal, um genau zu sein. Zweimal war es Zwangsheirat, einmal war es... nein, es war keine Liebe. Das war eher nur Verlangen, aber trotzdem war es schön. Er achtete dabei auf ihre Reaktionen. Vielleicht verletzte es sie, aber das war seine vergangenheit.

Sie sah einen Moment zur Seite und blickte dann zurück in seine Augen. Es war irgendwie komisch zu erfahren das er schon dreimal verheiratet war aber sie konnte ihn für nichts verantwortlich machen was vor ihr geschehen war.
Dreimal ja? Sie nickte kurz. Wenn du sagst es war Zwangsheirat...hattest du sie nicht geliebt oder? es gibt ja auch Menschen die sich trotzdem nach einer Zeit verlieben. Sie kuschelte sich an ihn und schloss die Augen um nach mehr fragen in ihrem Kopf zu suchen.
Hast du kinder?
Sie öffnete eins ihrer Augen und sah ihn wartend an.

Nein ich habe eigentlich keine von ihnen geliebt. Es war bei zwei eher eine Freundschaft, die eine habe ich sogar gehasst.
Er strich über ihren Rücken während er in ihre roten Augen sah.
Was würde sie sagen, wenn er ihr die Wahrheit sagte? Die Wahrheit war eigentlich zu schrecklich, dass er sie ihr sagen konnte. Er wollte nicht, dass sie Angst hatte. Angst vor ihm, dass er sowas hatte tun können.
Ja ... ich hatte... welche...

Sie hatte genau dies erwartet. Es war ihr fast klar gewesen das er kinder hatte, immer hin war er bereits sehr alt. Damals als man noch Zwangsverheiratet wurde musste man doch auch Kinder bekommen um für seine Ehre zu tun oder?
Sie schluckte ein wenig und sah dann zu ihm hoch, wollte er ihr das überhaupt alles erzählen?
Du-du musst es nicht erzählen wenn es dich belastet oder du es einfach nicht willst.

Was sollte er ihr nun sagen? Er hatte einmal vier Kinder gehabt. Drei waren tod. Er hatte sie eigenhändig getötet, er hatte sie gehasst dafür dass sie in sein Leben gekommen waren.
Es belastet mich nicht. Ich will nur nicht dass du.... Er zögerte ein wenig. Ich will nicht dass du Angst hast.
Er war schon nun so lange auf der Suche nach seinem anderen, vierten Kind, und er hatte sich schon so lange geschwört es eigenhändig zu erwürgen, ihm Weihwasser in den Mund zu spülen. Allein wenn er daran zurück dachte, wurde ihm schlecht.

Sie sah ihn nicht verstehend an. Wie...wie meinst du das?
Sie schüttelte den Kopf und lächelte. Ich hab keine Angst....ich hab vor wenig dingen Angst...einer der wenigen Vorteile so oft geschlagen zu werden.

Er fuhr besorgt über ihre Schultern und sah ihr ernst in die Augen.
Du musst aber auch Angst haben.. Aber du musst das auch wissen. Ich will es dir nicht verschweigen.
Er atmete tief durch und blickte weg damit er wirklich erzählen konnte.
Ich hatte vier Kinder. Sie waren alle von der Frau die ich geliebt habe. Zu Anfang habe ich diese Kinder auch sehr geliebt. Es waren ein Mädchen und zwei Jungen, das vierte war noch nicht da. Sie waren eigentlich recht süß, aber auch extremst wild. Sie haben mich auch oft in den Wahnsinn getrieben, aber ich habe trotzdem mein bestes gegeben sie irgendwie groß zuziehen. Aber sie waren alle halbe Vampire. Und sie wusste es nicht. Mein Frau. ich wusste dass ich es ihr irgendwann sagen musste, aber nicht wie. Und dann... als das vierte Kind kam, da ... da starb sie bei der Geburt. Ich habe nie erfahren, was es geworden ist, aber ich wusste dass ich das Kind hasste. Aus Wut auf mich selber, dass ich mich je auf sowas eingelassen hatte, habe ich die drei kleinen ... Kinder ... getötet. Ich habe nicht lange gebraucht. Kurz und schmerzlos. Aber das vierte Kind... ich bin weg, habe nie wieder von mir hören lassen, ich weiß bis heute nicht was aus ihm geworden ist...

sie schluckte schwer, sie hatte keine Angst aber sie fand es trotzdem schrecklich.
Du hast sie getötet? In ihrem Blick lag trauer und Schmerz wenn sie daran dachte wie es sein musste seine eigenen Kinder zu töten, gerade da sie Kinder so liebte.
Wahrscheinlich wär jeder andere Mensch, jeder mit einem Funktionierenden Verstand aufgesprungen und weggelaufen aber das würde sie nicht tun.
Sie nickte nur und biss auf ihre Lippe. Tut mir leid ich kann drauf nicht so viel sagen....aber ich habe keine Angst....

Er sah sie nicht an und nahm die Hände von ihrem Rücken. Er wollte nicht dass sie ihn bemitleidete aber er würde es voll und ganz verstehen wenn sie ihm Vorwürfe machen würde. Er wusste es selber, er hasste sich jeden verfluchten Tag dafür was er getan hatte.
Er schloss die Augen um den Raum auszublenden und rief sich die Gesicht seiner Kinder ins Gedächtnis. Sie waren wunderschön. Sie waren mit dir die schönsten Menschen die ich je gesehen habe. Der älteste war 10 als er starb. Der andere war 7 Jahre alt. Beide hatten braunes, dichtes Haar. Das Mädchen war gerade erst 4 Jahre alt. Ihr schwarzes Haar war wie deines, es schimmerte wie Pech und ihre grünen Augen haben jeden in den Bann genommen. Ihre Stimme war glocken klar und jeder hat sie geliebt wenn er sie gesehen hat. Versteh mich nicht falsch - ich habe auch meine anderen Kinder geliebt, aber sie ... ich hätte niemals zugelassen, dass ihr etwas passieren würde. Als ich es tat, erstach ich die Jungen zuerst. Halbvampire können leichter sterben wegen ihrem menschlichen Blut. Ich sah vermutlich aus wie eine Bestie. Wie ein Monster, und das bin ich vermutlich auch. Ich weiß noch wie das Blut überall verspritzt war und ihre Brüder mit offenen Augen in den Blutlachen lagen. Und ich kann ihre Augen sehen als wäre es jetzt, als stünde sie sie vor mir, so wie du auf mir liegst. Sie sah mich an, mit diesen riesigen Augen, voller Angst. Sie hat gezittert am ganzen Körper, sie hat keinen einziges Mucks von sich gegeben, als ich auf sie zugegangen bin, mit dem Messer ... und....
Er öffnete wieder die Augen und sah in Arris, rote, blutrote Augen. Er krallte sich am Bett fest und hörte auf sich zu bewegen.

Sie zuckte mehrmals zusammen als er erzählte und sah die ganze Zeit in sein Gesicht.
Wie konnte er das damals nur getan haben? Er war so liebevoll und sanft wenn sie bei ihm war...aber sie dürfte nicht vergessen das dort noch eine andere Seite in ihm war....die Seite die sie bestrafen wollte....die Seite die seine Kinder umgebracht hatte.
Night....ich weiß nicht wieso aber...du darfst nicht an deiner Vergangenheit hängen. Das was du getan hast ist schrecklich und....grausam aber ich glaube nicht das du ein schlechter Mensch bist...sonst könntest du keine Liebe empfinden...Deine Tochter wusste das....deswegen ist sie nicht weggelaufen.
Tränen bildeten sich in ihren Augen als sie sich vorstellte wie schrecklich weg es auch ihm getan haben musste.
Ich würde auch nicht weglaufen wenn du....wenn du versuchen würdest mich zu töten....
Ihr Blick war ernst und strahlte Wahrheit aus. Ich wüsste, du würdest es tun aber tief in mir weiß ich das du lieben kannst....Ich würde dich machen lassen.
Als er sich so am bett festkrallte nahm sie seine Hände in ihre und lehnte ihre Stirn gegen seine. Wahrscheinlich war sie für ihn überhaupt keine Hilfe und machte nur alles schlimmer aber....sie versuchte ihm zu helfen.

Er sah in ihre Augen als sie das sagte und musste sich selber stark beherrschen als er die Tränen in ihren Augen aufblitzen sah. Er konnte sich selber nie vorstellen jemanden weh zutun, jemanden dem er nahe war. Er dachte, er würde es nie übers nicht schlagende Herz bringen, aber immer wenn es soweit war, dann war er zu allem möglich. Wenn er sich erstmal nicht mehr unter Kontrolle hatte, konnte er die Menschheit auslöschen, so empfand er manchmal.
Erst recht, wenn er jetzt Arris sah, wie sie fast weinte und das nur wegen seiner Vergangenheit. Er hatte nicht gewusst dass auch andere Menschen dies als so schlimm empfinden konnten, aber nun wusste er es sehr gut.
Ich will aber nicht dass du so über mich denkst... flüsterte er dann mit heiserer Stimme. Er hörte sich gar nicht an wie sonst.
Wenn du so denkst... ich habe auch gedacht, ich könnte ihr nichts antun, aber auch als ich sah wie sehr sie gezittert hat, selbst da hatte ich mich nicht mehr unter Kontrolle. Ich bin mittlerweile sehr alt, aber dass ich es bis her noch nicht geschafft habe das zu regeln, zeigt wie gefährlich ich werden kann. Ich will nicht, dass du das zu spüren bekommst. Noch einmal .. überlebe ich das nicht....
Er war dankbar für jede Sekunde die sie bei ihm war und ihn nicht verabscheute.

Ich sterbe nicht so schnell meinte sie recht ernst und nickte. Wenn man mich nicht umbringt könnte ich so gut wie ewig Leben...ich alter sehr langsam....irgendwann auch gar nicht mehr. Sie schloss die augen und legte das Kinn auf seine Brust. Du wirst mich wahrscheinlich nicht so schnell los... ein leichtes lächeln zuckte in ihren Mundwinkeln aber sie wusste nicht ob wie wirklich lachen sollte.
Viele Vampire verabscheuten das lange leben...nicht das er dann sie verabscheute.

Ja...irgendwann...aber ich möchte nicht daran denken. ich bin 17....ich werde wahrscheinlich mit 19 aufhören zu altern...spätestens mit 21. Sie seufzte und kauerte sich auf ihm ein.
Ich habe einfach ein wenig Angst. Ihr Blick wanderte aus dem Fester. Wie lange willst du noch bleiben?

Ich würde gern zu meinem Bruder aber...wir können auch gerne nach hause gehen...sie lächelte zu ihm hoch und strich über seine wange. Ich habe ihn ewig nicht gesehen...ich überlebe das.

Sie dachte nach. Nein...ich weiß zwar nicht wohin ich soll aber dort wo mein Vater lebt ist nicht mein Zuhause.

Sie lächelte und drückte seine Hand bevor sie sich leicht gegen ihn lehnte. Mit dem größten vergnügen.